Rote Zahlen wegen Corona – Kudelski muss massiv sparen

Der langfristigen und bislang erfolglosen Umwandlung von Kudelski hat Corona weiter zugesetzt. Seit Jahresbeginn sind fast 14 % der Stellen vorübergehend weggefallen. Das sind ca. 500 Arbeitsplätze. Nur noch der langjährige Hauptaktionär, Verwaltungspräsident und Geschäftsführer André Kudelski glaubt nun noch an eine Wende.

In der Vergangenheit wurde ständig die Ausrichtung des Unternehmens grundlegend geändert, neue Geschäftsideen eingebracht und Millionen von Euro investiert. Trotzdem gelang es Kudelski nicht, bedeutende Gewinne zu verbuchen. Wer erst schon wirtschaftliche Schwierigkeiten hat, für den kann die Corona-Krise das Aus bedeuten.

Genau dies bekommt der Westschweizer Sicherheitsspezialist jetzt zu spüren. In den letzten Jahren bemühte sich Kudelsiki erfolglos um eine Sortimentsausweitung. Die Verschlüsselungstechnik für digitales TV, das eigentlichen Kerngeschäftes wurde dabei vernachlässigt.

Die Rivalität zu den zahlreichen Streaming-Diensten kommt hier noch hinzu. Die Corona-Krise hat diesen Trend nur noch beschleunigt. Dennoch bleibt die Verschlüsselungstechnik für digitales Fernsehen der einzige Geschäftsbereich, mit dem das Unternehmen in den ersten beiden Quartalen 2020 noch Gewinne erzielen konnte.

  • Der Umsatz ist um 20 % niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Verlust fällt sogar noch höher aus. Dieses katastrophale Ergebnis macht Kudelski ganz schön zu schaffen. Langsam geht es an die Substanz des Unternehmens.
  • Mit aller Kraft müssen nun Gegenmaßnahmen eingeleitet und durchgesetzt werden.
  • So hat Kudelski bereits angelaufene Investitionen auf Eis gelegt, nicht unbedingt erforderliche Dienstreisen ausgesetzt, sowie Ausgaben für Marketing und Versicherungen gekürzt.

Des Weiteren wurde Kurzarbeit vereinbart. Von der Kurzarbeit sind fast 500 Arbeitsplätze, davon 102 Stellen in der Schweiz betroffen. Schließlich wurden noch Corona-Hilfskredite für 22,2 Millionen $ aufgenommen.

Die Stellenkürzungen sollen nur vorübergehend sein. In den letzten beiden Quartalen werden Umsatzsteigerungen in allen vier Geschäftsbereichen von der der Geschäftsführung prognostiziert. Die Gewinne aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit werden für das gesamte Jahr mit ca. 50 Millionen $ vorausgesagt. Das ist lediglich ein Drittel des Vorjahresniveaus. Im Budget wurden 30 Millionen $ mehr kalkuliert. Auf die veröffentlichen Geschäftszahlen und Prognosen für das laufende Geschäftsjahr reagierten die Aktien an der Börse mit weiteren Einbussen.

  • Der 60-jährige André Kudelski, der in das Unternehmen seines Vaters vor fast 30 Jahren eingestiegen ist und es noch immer als Verwaltungspräsidenten und Konzernchef in Einem leitet, kämpft mit Herzblut um die Rettung seines Lebenswerkes.
  • Die Familie der Gründer hat die Stimmenmehrheit, jedoch sind sie nur zu 35 % am Kapital beteiligt. Vor vier Jahren wurde mit der Transformation des Unternehmens begonnen.
  • Der ehemalige Milliardenkonzern hat in diesem Zeitraum 86 % des Unternehmenswertes verloren und ist jetzt nur noch bei 160 Millionen Schweizer Franken wert.

Das Unternehmen befindet sich in ernsthaften Schwierigkeiten. Es ist fraglich, ob Kudelski aus dieser Sackgasse wieder herauskommt. Der Rückzug von der Börse und die Privatisierung könnten den Konzern noch retten. Ob sich die Geschäftsführung für diese Maßnahmen entschließt bleibt abzuwarten.